Nach einer sehr entspannten Anreise hatte die Wirtin unseres Hotels in ihre Wetterprognose geschaut und uns mitgeteilt: „Ja, das wird sich wohl, was den Klettersteig betrifft, gut ausgehen.“ Für den Dienstag wollte Edgar, unser erfahrener Bergführer, die „Via ferrata Furcela de Saslonch“ angehen. Dieser in einigen Teilen als „C“, manchmal sogar als „D“ ausgewiesene Steig wurde erst vor ungefähr zwei oder drei Jahren neu angelegt. Kurze, steile Passagen wechseln mit Gratabschnitten. Auf der ca. 500 Klettermeter langen Ferrata gibt es einige gute Rastmöglichkeiten, um das eindrucksvolle Panorama zu genießen. Der ansprechende Klettersteig befindet sich am rechten Rand der berühmten Fünffingerspitze und verläuft im unteren Wandteil bis auf die Höhe der Toni-Demetz-Hütte. Das Ende der Ferrata ist in unmittelbarer Nähe der Hütte. Wenn das Wetter und die Kondition passen ist er gut mit dem Oscar-Schuster-Steig kombinierbar. Für uns war die Umrundung des Langkofel das Endziel. Doch schon die Pause auf der Hütte verhieß nichts Gutes. Informationen einheimischer Bergführer zufolge würde schlechtes Wetter aufkommen und Regen bringen. Kaum ausgesprochen ging es los. Wir wählten den direkten Abstieg. Gute Klamotten sorgten dafür, dass wir nicht allzu nass wurden. Die Haussauna wärmte dann wieder.
Den Mittwoch konnte man vergessen, denn Dauerregen bis in den Nachmittag hinein ließ keine Kletterei zu. So verbachte jeder den Tag wie er mochte: Markus und Eberhard fuhren mit dem Bus nach Bozen, Edgar besuchte alte Bekannte, Olga wanderte zum Sellastock und Amanda und Thomas erkundeten das Pordojjoch mit dem Denkmal für die beiden Weltkriege.
Am Donnerstag sollte alles besser werden: Top Wetter für die Unternehmung Ferrata Piz da Lech. Mit der Boè-Bahn und dem Vallon-Lift hoch, dann ein kurzer Fußweg und man steht davor. Der sehr sportlich angelegte Boeseekofel-Klettersteig (Ferrata Piz da Lech) bietet kurzen, aber sehr steilen Klettersteiggenuss in meist sehr robustem Fels, wobei der Steig über weite Strecken nur mit einem Sicherungsseil versehen ist (wenig künstliche Tritthilfen in der Tour). Das Beste kommt auch bei dieser Ferrata, wie so oft, zum Schluss in Form von zwei langen und senkrechten Eisenleitern. Dank der Seilbahnen ist der im Vergleich mit anderen Dolomitensteigen eher junge Eisenweg sehr einfach zu erreichen. Vom Gipfel genießt man ein fantastisches Dolomitenpanorama (u. a. auf den meist mit Schnee bedeckten Gletscher der Marmolada) und einen schwindelerregenden Tiefblick auf das imposante, von steilen Felsmauern begrenzte Mittagstal. Über den Normalweg gelangten wir zur Franz-Kostner-Hütte. Der sehr bekannte Schauspieler Kevin Kostner hat meines Wissens nichts damit zu tun, sprich keine verwandtschaftlichen Beziehungen. Auch heute entspannten wir die Muskulatur in der Sauna, bevor es sehr leckeres Abendessen gab.
Freitags sollte das Wetter nach Aussage des Hotelchefs am Nachmittag schlechter werden. Edgar legte fest, dass wir mit dem Bus zum Passo Gardena fahren und von dort die Kleine Cirspitze (Cir V) erklimmen würden. Hinauf führt ein rassiger Klettersteig. Vom Gipfel hat man einen großartigen Ausblick auf die Nordwände des Sellastocks, den Langkofel und auf das Hochplateau der Puez Gruppe. Aufwärts, nach einem Spreizschritt auf einen Grat und über gestuftes Felsgelände zu einer kleinen Leiter aufsteigen. Danach folgt ein kurzer Grat zu einem Absatz. Vom Absatz in die Wand übersteigen und hinauf bis der Steig links über eine Plattenwand auf einen weiteren Absatz führt. Kurz leicht, danach über einen schwierigen Block höher steigen, dann zu Fuß im Schutt an das rechte Ende des Gipfelsockels. Über eine Rampe um den Sockel herum und auf der Rückseite kurz schwierig auf den höchsten Punkt (ganz oben ist das rechte Seil für den Abstieg gedacht, es gibt dort zwei Spuren). Nach dem Abstieg bis zur Weggabelung, entschied unser Bergführer, dass wir zum Cirjoch gehen würden, um von dort aus über das Langental bis nach Wolkenstein, abzusteigen. Nach einer kurzen Rast am Joch und einem steilen, in engen Serpentinen geführten Abstieg, bei dem wir fix an Höhe verloren, ließ Edgar den Tourteilnehmern freien Lauf. Es bildeten sich drei Teams: Team 1 „Das schnelle Helle“, Team 2 „Die Plaudertaschen“ und Team 3 „In der Ruhe liegt die Kraft“. An der Jause unterhalb der Silvesterkapelle trafen sich alle wieder.
So schnell geht eine Woche vorüber. Alle freuen sich auf das kommende Jahr und die tollen Tourenangebote der Sektion. Bis dahin, Berg Heil.
Bericht und Fotos: Thomas Müller
(Anm.: Teile der Wegbeschreibung wurden dem WWW entnommen)